Die Reise beginnt – die Euphorie kommt schon noch

Vor fast zwei Jahren haben wir das erste Mal mit dem Gedanken gespielt, zu zweit auf vier Rädern eine lange Reise zu unternehmen. Je länger je mehr hat sich dieser Gedanke in unseren Köpfen gefestigt  und umso klarer wurde es, dass es eine Reise einmal um die Welt werden sollte. Im Frühling 2019 haben wir schliesslich unser Fahrzeug gefunden, welches uns immer westwärts einmal rundherum bringen soll. Ein Mitsubishi L200 Jahrgang 2001, der auf einer Flachpritsche eine Eigenbau-Wohnkabine mit Hubdach trägt. Es sollte noch ein weiteres Jahr vergehen, bis wir uns nach einer 2-wöchigen, tränen- und  spirituosenreichen Abschiedstour in unseren Mitsubishi setzen und losfahren konnten.

Nach vielen Monaten der Vorbereitung, des Wartens und Hoffens, dass es endlich losgeht, war es am 15. Juni 2020 endlich soweit. Alles war eingepackt – dachten wir zumindest – und einige letzte Tränen wurden vergossen, als wir uns von Davids Eltern in Balgach verabschiedet haben – die grosse Abschiedsszene und das Wegfahren wurde auf Video festgehalten. Beim letzten Stopp auf der Bank in Widnau, haben wir gerade noch so bemerkt, dass Lisa ihre neue superleichte & top wärmende Jacke vergessen hatte in der auch der zweite Autoschlüssel drin war. Die kurze Rückfahrt nach Balgach hat sich gelohnt, da die Jacke einige Wochen später tatsächlich im Dauereinsatz stehen sollte und sich ein zweiter Schlüssel für Auto und Kabine als ziemlich nützlich erwiesen hat.

Unsere erste Woche haben wir in Deutschland verbracht und waren nie länger wie eine Nacht an einem Ort. Ehrlich gesagt, hatten wir auch nicht das Bedürfnis, länger an einem Ort zu bleiben, da es überall, wo man auch hinfuhr, unendlich viele Menschen, Wohnmobile und sonstige Autos gab. Der erste Zwischenstopp im Saarland bei Verwandten von Lisa stellte ein letztes Mal unsere Trinkkünste & Feierlaune auf die Probe. Das hat Spass gemacht – Danke Axel & Bärbel für die schönen Stunden.

Wir waren nicht die einzigen Campierenden in Deutschland. Zumeist tummeln sich Campierende auf Wohnmobil-Stellplätzen. Diese Camping-Platz ähnlichen Anlagen sind in Deutschland weit verbreitet und eigentlich eine tolle Sache. So kann man Frisch- & Brauchwasser-Tank füllen, Toilette & Grauwasser-Tank leeren. Uns waren Aufenthalte auf diesen Stellplätze meist zu mondän, mehrheitlich weil erstaunlich viele deutsche Pensionären ihr Heimatland in ihren Wohnmobilen erkunden. Das war nicht unser Ding. 

Wildcampen an beliebten Spots stellte sich indes als eher schwierig heraus und so fuhren wir zügig in Richtung Nordsee und erkundeten einige Tage verschiedene Orte auf dem Weg von Bremerhaven nach St. Peter-Ording. Deutschland fühlte sich aber über die gesamte Zeit nicht als geeignetes Reiseland für Ragi & uns an. Da half auch die Maskenpflicht in allen geschlossen Räumlichkeiten nicht.

Nach einigen spontanen Entscheidungen liessen wir Deutschland früher als gedacht hinter uns und fuhren bereits am 23. Juni mit der Fähre von Lübeck nach Trelleborg, Schweden. Am Morgen dieses Tages vor Ort gebucht, hatten wir uns wenig informiert und durften schliesslich mit 4 anderen PKW & etwa 100 Lastwagenfahrer die Ostsee überqueren. Während die meisten Lastwagenfahrer direkt nach Abfahrt in die Kabine schlafen gingen, erkundeten wir das Schiff und genossen einen intensiven Sonnenuntergang an Deck. Um 21:30 Uhr wurde dann das Frühstück serviert, damit die Lastwagenfahrer ihre Fracht auch sicher rechtzeitig an die gewünschte Stelle in Schweden bringen konnten. Das Ausziehen der Hygiene-Maske und damit der Einstieg in unser Auto war gleichbedeutend mit dem Eintritt in Schweden.

Mit was wir beide jedoch nicht gerechnet hatten, war das Einfinden in unsere neue Lebens- und Alltagssituation. Normalerweise hört man von jeder Person, die gerade am Reisen ist, wie toll und aufregend das Ganze ist und dass man am liebsten gleich für immer an diesem besagten Ort bleiben möchte. Uns wurde klar, dass man dies wohl häufig sagt, wenn man eben genau weiss, wann es wieder zurück nach Hause geht. Obwohl es auch in den ersten zwei Wochen schon viele schöne Momente gab, waren wir uns einig, dass es wohl noch etwas dauern würde, bis wir das Reisen an sich und unsere neue Lebenssituation so richtig auskosten können.

 

Was uns in Erinnerung bleibt:

  • Das Klimahaus in Bremerhaven: Mit unglaublich viel Liebe zum Detail werden die verschiedenen Auswirkungen des Klimawandels aufgezeigt und für Jung und Alt dargestellt.
  • Der Sonnenuntergang, der unbändige Wind und das Wattenmeer in Otterndorf.
  • Wunderschöne ländliche Umgebung mit etlichen Stallungen und hunderte Fohlen oberhalb von Hannover.

Rund um Ragi:

  • Beim Frischwassertank mussten wir am zweiten Tag einen neuen Funktionsdeckel für unseren Wasserpumpenanschluss suchen, da bei der letzten Wasserfüllung vor der Abreise ein wichtiges Plastikteil abgebrochen ist. In einem Camping Shop wurden wir fündig und nach einigen Schraubenzieh-Drehungen war der Tankdeckel fixiert.
  • Der Sonnenschutz beim Dachfenster konnte bereits seit einiger Zeit nicht mehr richtig geschlossen werden. Mit einer sensationeller Klett-Technik von David, konnte dieses Problem sauber gelöst werden. 
  • Auch beim Aufhängen der Ambiente-Lampen hielt die Klett-Technik von David ihr Versprechen und dauerndes ab- und anmotieren war von jetzt an nicht mehr nötig.

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