Dorthin wo es mehr Bäume als Häuser gibt, es Rentiere und Elche zu sehen gibt und man stundenlang fahren kann ohne jemand anderem zu begegnen – dort wollen wir hin. Deshalb beschliessen wir möglichst schnell – mit unserer 70 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit – in Richtung Norden zu fahren.
Avasund Fiske & Camp
Uns schwirrt schon länger der Gedanke im Kopf herum, einen Tag gemütlich mit Ruderboot und Angelrute auf einem See zu verbringen. Da wir auch von einer warmen Dusche nicht abgeneigt sind, beschliessen wir einen passenden Campingplatz zu finden. Als wir dort ankommen, sind wir sofort begeistert. Es gibt einen Aufenthaltsraum in einer gemütlichen Holzhütte, warme Duschen, einen eigenen See mit Anlegestelle und Ruderbooten und freie Platzwahl.
Bereits bei unserem ersten Angelausflug fangen wir zwei Eglis – und sind damit etwas bzw. vollkommen überfordert, vor allem wenn wir daran denken, dass wir diese noch filetieren sollen – naja wird schon klappen. Die Sorgen sind zudem schnell vergessen, als wir uns umschauen und vom Anblick der Natur völlig überwältigt sind. Die Bäume tragen teilweise schon ihr Herbstkleid und das Wasser auf dem See ist so glatt, dass ein zweiter Wald darin sichtbar ist. Irgendwann wird es uns dann bei aufkommendem Nieselregen doch zu kalt und wir rudern zurück an Land. Am Ufer angekommen, werden wir bereits herzlichst empfangen. Hunderte von Mücken hüllen uns ein und wir rasen förmlich zum „Filetier-Tisch“. Ein kurzer Youtube-Input muss reichen und tatsächlich können wir durchaus zufrieden sein mit unserem Ergebnis.
Während unserem Aufenthalt im Avasund lernen wir zudem einige Leute aus Schweden kennen und feiern die bisher grösste Party unserer Reise. Um drei Uhr morgens kommen dann die Besitzer und bitten uns darum, etwas leiser zu sein, da sich einige Gäste beklagt hätten. Fünf Minuten später sitzen auch die Avasund Besitzer in unserer Runde und trinken heiter fröhlich ein Bierchen mit uns.
Jenny und Linus
Mit Linus und Jenny (aus Schweden) verstehen wir uns besonders gut und sie laden uns ein, einen Abend bei ihnen in ihrer Waldhütte zu verbringen. Dies sei etwas, was sehr viele Schweden hätten und dort jeweils die Wochenenden verbringen würden. Waldhütte ist an dieser Stelle wohl das falsche Wort, da es sich um ein riesiges Grundstück mit einem hübschen Haus darauf, sowie einer direkten Bootsanlegestelle und einem kleinen Badestrand handelt. Seit langer Zeit essen wir wieder einmal Fleisch: Es gibt Elch, welchen Jenny selbst geschossen hat. Wir verbringen einen tollen Abend zusammen und reisen am nächsten Tag weiter in Richtung Norden.
Abisko – die Panik steht uns ins Gesicht geschrieben
Uns zieht es nach drei Wochen Schweden weiter nach Norwegen. Da Norwegen mit der Pandemie nicht ganz so locker umgeht wie Schweden, ist die Einreise mit etwas mehr Vorbereitung und Stress verbunden. Was wir wissen ist, dass die norwegische Grenze für Schweizer am 15. August 2020 öffnet, nicht jedoch für schwedische Staatsangehörige. Die Frage lautet, was jetzt nun gilt: Dürfen wir trotzdem einreisen, weil wir Schweizer sind oder eben nicht, weil wir von Schweden her kommen? Diese Frage stellen sich auch dutzende weitere Camper, die sich alle im Abisko Nationalpark wiederfinden. Bereits zwei Tage vor der Grenzöffnung wird rege diskutiert und interpretiert und jeder bringt noch seine kleine Horrorszenario-Geschichte ein. Dies sorgt natürlich für viel Aufruhr und schlaflose Nächte. Im Nachhinein müssen jedoch wir schon etwas darüber lachen. Denn am 15. August machen wir uns auf den Weg zum (gefürchteten) Grenzübergang, zu unserer Überraschung ist dieser menschenleer und wir können es kaum glauben, so einfach und doch erschwert ins nächste Land eingereist zu sein.